Ende des 18.Jahrhunderts verwendete man die Hälfte einer Ameise zur Säuregewinnung - die andere Hälfte war Abfall. Man drehte den Tieren wortwörtlich den Saft ab. Meist, indem die Ameisen, “Formicidae” – so ihr wissenschaftlicher Begriff -, auf Tüchern ausgebreitet, mit heißem Wasser übergossen wurden.
Die Salze solcher Ameisensäuren werden darum als “Formiate” bezeichnet. Sie sind biologisch abbaubar, verfügen über einen geringen Sauerstoffbedarf und deren aquatische Ökotoxizität ist vergleichbar mit der des Kochsalzes. Dadurch ist ihr Anteil im Altwasser geringer. Wasser wird weniger mit organisch gebundenem Kohlenstoff belastet, was sonst zu Bakterienwachstum und Sauerstoffmangel und folglich zu Fischsterben und Algenbildung führen kann. Aufgrund dieser Eigenschaften und der gefriepunkterniedrigenden Wirkung, können Formiate vor allem im kommunalen Winterdienst als Auftaumittel eingesetzt werden und werden nunmehr synthetisch hergestellt.
Nur knapp 63 Jahre später, nachdem der Arzt Christoph Girtanner 1792 von den Ameisen schrieb, denen er die Säure entzog, erfand ein französischer Chemiker mithilfe der Synthese von Kohlenmonoxid, eine künstliche Methode um Formiate herzustellen, die auch noch heutzutage angewandt wird. Dank Berthelot, so hieß der gute Mann, könnten Ameisen nun in Frieden leben. Dabei bringen Ameisensäuren nicht nur Bienen bei Milbenbefall wieder zum Fliegen, sondern dienen ebenso als Färbehilfsmittel wie Futterzusatz, als Desinfektion wie Neutralisation oder einfach als Alternative zu Auftausalz.
Im Winterdienst finden die Formiate, sprich die synthetisch gewonnenen Salze der Ameisensäure, vor allem dann Anwendung, wenn Streusalz und Harnstoff außer Frage stehen und die Temperaturen sinken. Im Gegensatz dazu wird Splitt (ein abstumpfendes Streugut aus gebrochenem Stein) hauptsächlich dort eingesetzt, wenn herkömmliches Auftausalz verboten ist und es die Gegebenheiten erlauben. Das herkömmlichen Auftausalz greift leider vielseitig in die Ökosphäre ein. Für uns wird das vor allem durch die Baumschäden sichtbar, die in trüben Brauntönen schon im Frühjahr ihr Blatt verlieren. Zum Glück ist das Thema Baumschäden durch Streusalz bereits in der Politik angekommen, sodass Streusalz verboten wurde - zumindest in vielen Kommunen und Städten. Selbst Bauhofleiter streuen Salz nur noch differenziert, wenn alternativ Gefahr für Leib und Leben bestehen würde.
Splitt, einst als Alternative zu Streusalz angedacht, zeigt nach Jahrzehnten der Schneeräumpflicht immer mehr Kehrseiten. Der Aufwand durch Entsorgung und Energie ist erheblich höher, ebenso wird eine bis zu Fünfzehnfach größere Menge pro Flächeneinheit benötigt (min. 100 – bis 150 g/m Splitt als Streusalzalternative).
Doch bei den 640. 000 Kilometern des deutschen Straßennetzes, wird immer noch auf Salz und Splitt gesetzt. Und das, bei einer besseren, ökologischen Salzalternative – für Wirtschaft, Umwelt und letztendlich: für uns alle.
Hindernis dabei sind die bürokratischen Hürden, die sich auf die 5 bis 6-fach höheren Einkaufskosten oder den erhöhten Verbrauch von Primärenergie bei der Gewinnung von Formiaten als Streusalzalternative konzentrieren. Als explizite Alternative zum Streuen von Salz wird Ameisensäure zudem nicht angeworben, denn der „Blaue Engel“ erkennt die im Formiat enthaltenen Methanoate als Salze an, die strukturell gesehen, allerdings keine sind.
Darum merke: Streu Salz und Splitt niemals unbedacht, denn so mancher wurde deswegen schon angemacht!
Vergleichen Sie selbst das für Ihren individuellen Bedarf passende Streugut mit unserem Streumittelvergleich.